Die Geschichte des Anfangs meines Parco Botanico

Das Wetter ist im Winter meist klar mit unbewölktem Himmel. Die Frostperiode (Mitte Dezember bis anfangs März) dauert meist über 30 Tage, jedoch ist die Maximumkälte nur -1°C und -4°C, bis allerhöchstens -9° C. Dies ist ein ideales Klima um Camellias, Rhododendrons, Azalleas und Magnolien zu kultivieren. Jedoch scheint die Sonne, die wir im Winter nicht haben, im Sommer um so länger, vom frühen Morgen bis zum spätem Abend in einem guten Einstrahlungswinkel zum Hang, was alles in allem ein ausserordentliches Klima für unsere Pflanzenarten ergibt.
Das Grundstück ist eingebettet zwischen 2 Bächen, so dass kein Wasserproblem entsteht, dies verleiht dem ganzen eine gewisse Romantik.

In den ersten Jahren habe ich mit Freilandschnittstauden und Sträuchern angefangen. Im heutigen Schaugarten pflanzte ich Blautannen und Nordmannstannen als Weihnachtsbäume und für Schnittgrün.
Nach ca. 10 Jahren hörte ich mit den Schnittstauden-Kulturen auf und begann damit, mir eine Baumschule aufzubauen. Dies ist mir dann auch dank meiner vielseitigen Grund- und Weiterausbildung auf allen gärtnerischen Berufsrichtungen gelungen.
Die Pflanzen wurden stets von mir selbst vermehrt (dies vorallem auch aus finanziellen Gründen, da diese Umstellung einem Neubeginn gleichkam). Daraus entstand dann ein Jungpflanzen-Betrieb mit vielen Spezialitäten und Seltenheiten, sowie südländische Pflanzen.
1959 heiratete ich. Meine Frau hat ebenfalls mit viel Freude im Betrieb mitgearbeitet.
Dass aus meinem Garten eine botanisch interessante Anlage geworden ist, habe ich dies unter anderem auch Sir Peter Smithers zu verdanken. Nach einem Besuch in seinem Garten, der in mir eine totale Wendung brachte, wurde mir klar, wie armselig unser Sortiment gegenüber dem seinem war. Um dem abzuhelfen, Kaufte ich Neuheiten aus Amerika und England und vermehrte viele seiner Planzen. Dies bereitete mir immer mehr Freude und Genugtuung. Später kam auch die Freundschaften mit vielen anderen Pflanzenfreunde dazu, was mir viel Enthusiasmus gab. Auf diesem Weg möchte ich allen meinen Dank aussprechen.
Durch Zufall kam ich zur Vermehrung von Magnolien. Im Garten von Sir Peter Smithers war die Magnolia Campbellii "Princess Margaret" krank und er bat mich zu versuchen, aus dem bestmöglichsten Material dieser Planze Veredlungen zu machen. Ich hatte einige Kobus-Sämlinge in meiner Baumschule, die aber nur am Wurzelhals dick genug waren und ich war sehr skeptisch. Zu meinem Erstaunen sind die meisten angewachsen. Eine davon wurde dann persönlich von Princess Margaret in der Villa Thyssen gepflanzt.
Sir Peter Smithers hat mich daraufhin ermutigt, die Veredlung von weiteren Sorten zu versuchen, da diese auf der halben Welt gesucht sind. Ich habe dies ohne Ambitionen auf einen weltweiten Versand gemacht. Was ich nie glaubte, ist wahr geworden, ich wurde ein Magnolienfreund und bekam immer mehr Freude daran. Heute haben wir weltweit Freunde, die uns Reisser zum Veredlen zusenden und auch Kunden, die unsere Jungpflanzen kaufen.
Jetzt stehen über 450 Sorten Magnolien-Mutterpflanzen in unserem Hang und fast jede hat genug Platz, sich zu entwickeln. Einige sind bereits über 8-10 m hoch. Die Blütenpracht ist jedes Jahr aufs Neue ein wunderschöner Spektakel. Dazu kommen über 950 Camellien-Sorten und circa 400 Azaleen-Sorten, gleichsoviele Rhododendron-Sorten, sowie einige seltenen Koniferen, Baum-Paeonien, Sorten von Cornus florida-nutalli-kousa, Wisteria, nebst vielen anderen Pflanzen auf rund 17`000 m2.
Ab 1980 wurden Wege angelegt, so dass man bei jedem Wetter die Anlage besuchen kann. Seit 1989 ist der Schaugarten für jedermann offen.
Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich habe erreicht, was ich nie für möglich gehalten habe.
Ich wünsche jedem Besucher viel Freude beim Besuch meines Gartens.
Otto Eisenhut